Kann man Steinpilze selber züchten?
Kaum ein Waldpilz ruft so viel Enthusiasmus bei Pilzsammlern hervor wie der Steinpilz. Er begeistert durch besonders festes, aromatisches Fleisch und ist auch für Laien leicht zu erkennen. Allerdings ist dieser Pilz inzwischen nicht mehr so häufig zu finden, was liegt da also näher, als Steinpilze selber zu züchten? Aber geht das überhaupt so einfach?
Waldpilze brauchen Pflanzen zum Überleben
Etwa ein Drittel unserer Waldpilze gehören zu den so genannten Mykorrhiza-Pilzen, das bedeutet, dass sie eine Symbiose mit Bäumen oder Pflanzen eingehen müssen, um zu wachsen. Sie verbinden sich unterirdisch mit den Wurzeln (z.B. einer Fichte) und gehen so eine Lebensgemeinschaft ein.
Sowohl Pilz als auch Baum bringt diese Gemeinschaft große Vorteile. Der Pilz kann unter der Erde keine Photosynthese betreiben, wodurch ihm lebenswichtige Kohlenhydrate in Form von Zucker fehlen. Diese bekommt er durch die Verbindung mit dem Baum. Im Austausch liefert der Mykorrhiza-Pilz dem Baum Wasser und Nährstoffe, die er mit seinem dünnen Pilzgeflecht besser aus dem Boden filtern kann, als es die dicken Baumwurzeln können.
So wundert auch sein Name nicht, denn Mykorrhiza kommt aus dem Altgriechischen und bedeutet übersetzt Pilzwurzel („Myko" = Pilz; „Rhiza" = Wurzel).
Kann ich Steinpilze selber züchten?
Durch die besondere Wuchsart der Mykorrhiza-Pilze ist es leider sehr schwer bis unmöglich, Steinpilze zu Hause selber zu züchten. Pilzzuchtsets funktionieren nicht, da dem Pilz hierbei ein Symbiosepartner fehlen würde.
Eine Ansiedlung im Garten wäre zwar theoretisch möglich, aber der Aufwand ist sehr hoch: Ein vorab mit Pilzen beimpfter Baum müsste in den Garten gepflanzt werden, in der Hoffnung, dass er anwächst, um eine Symbiose mit dem Pilz einzugehen.
Dieses Verfahren wird z.B. bei Trüffeln angewandt.
Der Vorgang ist jedoch sehr kostspielig und aufwendig und lohnt sich deshalb für Steinpilze einfach nicht.
Wer guten Mutes ist, kann auch Pilzreste vom letzten Abendessen unter Bäumen (z.B. Fichte, Birke) verteilen und hoffen, dass daraus neue Pilze entstehen. Aber auch hier sind die Chancen sehr gering, denn es muss sich um einen jungen Baum handeln, der noch keine Partnerschaft mit anderen Pilzen eingegangen ist. Auch Wetterlage, Standort und Bodenbeschaffenheit spielen eine Rolle, sodass dieses Unterfangen nur sehr selten von Erfolg gekrönt ist.
Diese Waldpilze können Sie selber züchten
So schwer es ist, Steinpilze selber zu züchten, so einfach ist es, andere beliebte Waldpilze zu Hause anzubauen. Egal, ob z.B. Stockschwämmchen, Kräuterseitling oder Samtfußrübling, sie alle gedeihen als Zuchtset ganz wunderbar, sowohl drinnen als auch draußen im Garten.
Wer auf der Suche nach einem würdigen Vertreter des Steinpilzes ist, kann sich am Kräuterseitling (auch Königsausternpilz genannt) versuchen, denn er kommt dem gefragten Waldpilz vor allem in Konsistenz und Optik sehr nahe. Auch das würzig-nussige Aroma erinnert durchaus an einen Steinpilz. Deshalb gilt der Kräuterseitling auch als Geheimtipp unter Steinpilzfans.
Auch Steinchampignons können als erfreulicher Ersatz dienen, wenn es einem um die besonders feste Konsistenz des Steinpilzes geht. Sein Geschmack ähnelt allerdings mehr dem eines Champignons.
Echte Pilzkenner freuen sich über Austernpilze, die ein geschmackliches Highlight bieten und ebenfalls leicht in den eigenen vier Wänden kultivierbar sind.
Exotischer geht es auf jeden Fall beim Shiitake-Pilz zu. Er ist der meist kultivierte Pilz hier bei uns, vor allem, weil er in Deutschland nicht heimisch ist. Der Shiitake ist sehr anspruchslos und deshalb auch für alle geeignet, die sich beim Pilzezüchten erst einmal ausprobieren wollen.
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